Re-Urbanisierung in Chemnitz - Befunde für das Jahr 2019

Mit der jährlich erscheinenden Studie „Re-Urbanisierung von Chemnitz“ prüft das FOG-Institut für Markt- und Sozialforschung einmal jährlich die Bevölkerungsentwicklung der 39 Stadtteile von Chemnitz. Die 2020er-Ausgabe zeigt basierend auf Daten von 2019 erstmals seit Jahren wieder rückläufige Bevölkerungszahlen in der Chemnitzer Kernstadt. Der knapp zwei Jahrzehnte andauernde Trend zur Re-Urbanisierung, d. h. einer wachsenden Zahl von Einwohnern in innerstädtischen Stadtteilen und einem steigenden Anteil dieser Bevölkerungsgruppe an der Gesamtstadt Chemnitz, wurde vorerst gestoppt.

 

Die wichtigsten Ergebnisse

 

1. Bevölkerungsverluste in der Kernstadt 2019 analog zum städtischen Gesamtwert

Die Zahl der im urbanen Kern von Chemnitz (Stadtteile siehe Tabelle) lebenden Einwohner verringerte sich von 93.599 (31.12.2018) um 0,34 % auf 93.280 (31.12.2019). Das Bevölkerungsverlust von -319 liegt dabei auf ähnlichem Niveau wie der der Stadt Chemnitz insgesamt, dessen Bevölkerungszahl sich im Kalenderjahr 2019 um -813 von 247.721 auf 246.908 verringerte (-0,33 %). Der Trend, der sich schon im Jahr 2018 angedeutet hatte, setzt sich somit auch 2019 fort: Die Urbanisierungstendenzen in Chemnitz, die bereits 2018 neue Teil-Entwicklungen angenommen hatten (im Bericht ist die Rede von einer „Verschnaufpause“), sind 2019 vollständig zum Erliegen gekommen. Sechs der acht Stadtteile verloren Bevölkerung, während lediglich Hilbersdorf zulegte (+1,4 %). Das Zentrum – jahrelang Spitzenreiter beim Bevölkerungswachstum – gewann exakt einen Einwohner hinzu und wuchs somit erstmals seit Jahren nicht mehr. Minimale Bevölkerungsrückgänge verzeichneten Schloßchemnitz

(-0,1 %) und der Kaßberg (-0,2 %). Der Kaßberg gewann dabei das zweite Mal in Folge keine Einwohner mehr hinzu, nachdem er knapp zwei Jahrzehnte gewachsen war. Alle weiteren Stadtteile - Lutherviertel (-0,5 %), Bernsdorf (-0,9 %), Sonnenberg (-0,9 %) und Kapellenberg (-1,5 %) – verloren gerundet 1 % ihrer Bevölkerung.

Der Anteil der in den acht kernstädtischen Stadtteilen wohnenden Bevölkerung erhöhte sich erstmals seit Jahren nicht und blieb stabil. Er lag wie bereits im Vorjahr bei 37,8 %. Die absoluten Zeitreihendaten über einen Zeitraum von mehr als zwei Jahrzehnten zeigen, wie sich der Anteil der in der Kernstadt lebenden Chemnitzer von 30,9 % (1997; Nachwende-Tiefststand) auf inzwischen knapp 38 % erhöht hat. Trotz 26.300 weniger Einwohnern in der Gesamtstadt (246.900 statt 273.200; Jahr 1997) wohnen heute ca. 8.800 mehr Menschen in der Kernstadt.



2. Bevölkerungszahl in der Kernstadt hat in den vergangenen 10 Jahren 10 % zugelegt

Mit Ausnahme von Kapellenberg (-1,5 %) haben alle kernstädtischen Stadtteile von Chemnitz in den vergangenen 10 Jahren einen Bevölkerungszuwachs verzeichnet - am stärksten das Zentrum (+33 %), das Lutherviertel (+19 %), Bernsdorf (+11 %) der Sonnenberg (+10%), der Kaßberg (+4 %) und Schloßchemnitz (+4 %). Insgesamt erhöhte sich die Zahl der in der Kernstadt wohnenden Bevölkerung seit dem 31.12.2009 um 10 % von 84.795 auf 93.280. Im selben Zeitraum hat die Gesamtstadt Chemnitz ca. 6.300 Einwohner gewonnen (31.12.2009: 240.629; 31.12.2019: 246.908; dies entspricht einem Plus von ca. 2,6 %). Entsprechend dieser Werte hat sich der Anteil der Chemnitzer Bevölkerung, der in der Kernstadt wohnt, binnen 10 Jahren von 35 % auf 38 % erhöht. Zur Jahrtausendwende lag der Wert bei 32 %. 

 

3. Zuzug der ausländischen Bevölkerung Hauptursache für Re-Urbanisierung

Entscheidende Impulse für das Innenstadtwachstum kamen vom Zuzug ausländischer Bewohner in den Stadtkern. Während die Zahl der deutschen Bevölkerung in den acht kernstädtischen Stadtteilen im Jahr 2018 (aktuellere Werte liegen nicht vor) geringer war als 2009 und seit 2015 sogar wieder leicht sinkt, erhöhte sich die Zahl der ausländischen Bewohnerschaft um 201 % von 4.602 auf 13.857 Der Anteil der ausländischen Bevölkerung in der Kernstadt erhöhte sich von 5,4 % (2009) über 8,4 % (2014) auf 14,8 % (Ende 2018). 

4. Verjüngung der Kernstadt / des urbanen Kerns

 

Mit der Re-Urbanisierung der Kernstadt bzw. der steigenden Bewohnerzahl in der Kernstadt ging eine Verjüngung der Bevölkerung einher (Stand der Daten: 31.12.2018). Die Gesamtzahl der Einwohner bis 44 Jahre stieg seit Ende 2009 absolut um 18,5 % (von 44.859 auf 53.653); ihr Anteil an der Bewohnerschaft im Kern erhöhte sich von 53 % auf 57 %. Anteilig am meisten legte die Gruppe der Kinder und Jugendlichen zu, deren Anteil von 13 % auf 16 % stieg.

Weitere Informationen (inkl. Online-Bericht) finden Sie auf CHEMNITZ in ZAHLEN / Bereich Nachfrage --> Urbanisierung.

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