Chemnitz in Quadraten

Sozialräumliche Visualisierungen von soziodemographischen und städtebaulichen Statistiken der 39 Stadtteile von Chemnitz

„Chemnitz in Quadraten“ ist der Versuch, sozialräumliche Phänomene von Chemnitz sichtbar zu machen. Normalerweise erfolgt die Visualisierung mit Hilfe der traditionellen Stadtteil-Karte, die die 39 Stadtteile in ihrer territorialen Größe abbildet. Da jedoch innerstädtische Stadtteile flächenmäßig zumeist geringer sind als die ländlich geprägten Teilgebiete, wird die Realität nur bedingt dargestellt. Zwei Beispiele: der bevölkerungsstärkste Chemnitzer Stadtteil Kaßberg beansprucht flächenmäßig gerade einmal 0,9 % des Territoriums der Stadt, beherbergt aber mehr als 7 % der städtischen Bevölkerung. Die Stadtteile Euba und Kleinolbersdorf-Altenhain dagegen umfassen zusammen knapp 25 km² Fläche (11 % von Chemnitz), weisen aber addiert kaum mehr als 4.000 Einwohner auf (1,5 %). Die Beispiele dokumentieren – auf Ebene der Stadtteile und dazugehöriger Daten – das Missverhältnis von Fläche und Bevölkerung in einer Großstadt. Wer sich mit stadträumlichen Phänomen beschäftigen und diese adäquat grafisch darstellen will, muss deshalb die Menschen und die baulichen Strukturen in den Mittelpunkt stellen und nicht die Geographie.

 

„Chemnitz in Quadraten“ setzt deshalb als visuelle Basis bei der Bevölkerungszahl in den Stadtteilen an – entsprechend groß werden die bevölkerungsreichen, entsprechend klein die eher dünn besiedelten Teilgebiete dargestellt. Jeder Stadtteil-Wert kann so immer vor dem Hintergrund der Bevölkerungszahl im jeweiligen Stadtteil interpretiert werden.

 

„Chemnitz in Quadraten“ will mit einer Vielzahl von Grafiken einen Schnell-Überblick über verschiedene sozialräumliche Ausprägungen geben. Jede einzelne Karte stellt eine singuläre Facette dar, die zeigt, wie sich die Menschen in Chemnitz und deren Wohn- und Lebensverhältnisse ungleich über den städtischen Raum verteilen. Stadtforscher nennen dieses Phänomen „Segregation“ (d. h. die „disproportionale Verteilung von Menschen über den städtischen Raum“), und die soziale wie räumliche Segregation ist maßgeblich entscheidend dafür, wie Stadtteile objektiv städtebaulich aussehen, wie deren Bevölkerung strukturiert ist und wie das Zusammenspiel dieser beiden Faktoren schlussendlich auf Einheimische und /oder auf „Stadtteilfremde“ (ein)wirkt. Gebe es keine sozialräumliche Segregation, wäre das Durchschnittsalter in jedem Stadtteil genau 46 Jahre und jeder Stadtteil würde die identische Arbeitslosigkeit wie die Gesamtstadt aufweisen. Wir alle wissen, dass das in der Praxis kapitalistischer Städte Unsinn ist: in bestimmten Gebieten bündeln sich Menschen ähnlichen Schlages, und man muss kein Stadtsoziologe sein, um zu wissen, dass Einwohner aus Adelsberg und Reichenhain unter sozioökonomischen Gesichtspunkten nur bedingt vergleichbar mit Bewohnern in Morgenleite oder auf dem Sonnenberg sind. Nicht nur die Bevölkerung in den genannten Stadtteilen, sondern auch die räumlichen Lebensverhältnisse sind vollkommen andere, da sich die Struktur und das Wesen der Wohngebäude deutlich voneinander unterscheidet: hier die „Großplatte“ oder die dichte Gründerzeitbebauung (mit hohen Anteilen an Mietverhältnissen), dort eine große Ansammlung von Einfamilienhäusern mit hohen Eigentumsquoten.

 

All die Zuschreibungen und Klischees über Stadtteile sagen natürlich nie etwas über den Einzelfall aus. Nicht jeder Adelsberger wohnt im Eigenheim (nur 3 von 4); wer die Wohnhäuser östlich der Stollberger Straße kennt, weiß, woher der Stadtteil Morgenleite seinen Namen erhalten hat und dass hier nicht jeder in der Großplatte wohnt. Die Stadtsoziologie ist sich dieser Unschärfen bewusst, und dem Kenner der kleinräumigen Betrachtung einer Stadtstruktur ist klar, dass Stadtteile (und deren künstlich geschaffenen Grenzen) die Realität nur immer nur bedingt wiedergeben. Aber – und das zeigen die insgesamt 60 Karten in vielfältiger Art und Weise – für einen einführenden Überblick in das Wesen der 39 Chemnitzer Stadtteile und seiner Bevölkerung bietet die Publikation einen günstigen und unaufgeregten Start.

Die Broschüre klärt auf insgesamt 72 Seiten eine Vielzahl von Fragen. Beispielhaft genannt sind hier:

  • Wo werden die meisten Kinder geboren?
  • Wo wohnen die meisten jungen Erwachsenen (zw. 18 und 34 Jahren)?
  • Wo ist die PKW-Dichte am größten?
  • Wie haben sich Einwohnerzahlen entwickelt?
  • Wie ist der Altersdurchschnitt in den Stadtteilen?
  • Wo leben die meisten Wohneigentümer?
  • Wo ist die Arbeitslosigkeit am höchsten?
  • Seit wann gehört der Stadtteil zu Chemnitz?
  • Wo wohnen die meisten verheirateten, wo die meisten ledigen Chemnitzer?
  • Wo stehen die meisten Wohnungen leer?
  • Wie hoch bzw. niedrig sind die Mietpreise?
  • Wie hat sich die Anzahl der Haushalte in den vergangenen Jahren entwickelt?
  • Wo wurden in den letzten Jahren die meisten Wohnungen gebaut?
  • Wo wird am meisten in der Stadt umgezogen?
  • Welche Stadtteile konnten die meisten / wenigsten Zuzüge verbuchen?
  • Wie hoch war die Wahlbeteiligung bei der Oberbürgermeisterwahl?
  • Welche Postleitzahlenbereiche gehören zu welchen Stadtteilen?